Innerhalb des Bestands der Parlamentaria der ULB Düsseldorf nehmen die Verhandlungen der Rheinischen Provinzialstände/des Rheinischen Provinzial-Landtags für den Zeitraum 1826–1933 einen besonderen Rang ein, stellen sie doch ein wichtiges Zeugnis zur Geschichte des Rheinlands dar.
Der Bestand gliedert sich in zwei Teile: einmal die „Verhandlungen der Rheinischen Provinzialstände auf dem ... Landtage“ von 1826-1837 und zweitens deren Nachfolger, die „Verhandlungen des ... Rheinischen Provinzial-Landtages“, die den Zeitraum von 1841 bis 1933 umfassen.
Hinzu kommen diverse Beilagen wie Stenographische Berichte, Etats und Haushaltspläne sowie Berichte des Provinzialausschusses.
Aktuelle Protokolle und Tagesordnungen finden Sie digital auf der Homepage des Landtags Nordrhein-Westfalen.
Zur Geschichte
Mit dem Abschluss des Wiener Kongresses, der nach der Abdankung Napoleons zusammengetreten war, erhielt Preußen 1815 große Gebiete zu beiden Seiten des Rheins zugesprochen. Sie wurden 1815 zunächst in drei, 1822 in zwei Provinzen eingeteilt: Westfalen und die Rheinprovinz. 1823 wurden beide mit einer ständischen Interessenvertretung, dem Provinziallandtag, auf der Basis des Grundeigentums, ausgestattet.
Den ersten Stand bildeten die vormals unmittelbaren Reichsstände, den zweiten die Ritterschaft, die im Rheinland erst wieder geschaffen werden musste, den dritten die Städte und den vierten die übrigen Grundbesitzer. Beide Provinzialstände traten in Düsseldorf und Münster erstmals am 29. Oktober 1826 zusammen. Der Wirkungskreis war eng gefasst und entsprach keineswegs den Erwartungen der Betroffenen. Vielmehr wurde von beiden Provinzen in ihren jeweiligen Provinzialständen der Anspruch erhoben, eigene Angelegenheiten selbst regeln zu können. Darüber hinaus stellten sie die Forderung nach politischer Mitwirkung im Gesamtstaat auf. So brachten zum Beispiel 1830/31 die Abgeordneten des 3. Westfälischen Provinziallandtags erstmals Anträge auf Behandlung des Problems einer Gesamtverfassung für Preußen ein; die Abgeordneten des Rheinischen Landtags forderten 1843 die völlige Gleichberechtigung der Juden als Voraussetzung zur Verwirklichung bürgerlicher Freiheiten.
Für die alten Provinzen in Preußen trat am 1. Januar 1876 eine Provinzialordnung in Kraft, die durch Gesetze vom 1. August 1886 und 1. Juni 1887 auch in Westfalen und der Rheinprovinz eingeführt wurde. Der Provinziallandtag hatte in der Folge als Legislativorgan des Provinzialverbands vornehmlich über den Erlass von Provinzialstatuten und Reglements sowie über die Feststellung des Provinzialhaushaltsplans und die Erhebung von Provinzialabgaben zu entscheiden.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde 1919 die allgemeine, gleiche, unmittelbare und geheime Wahl nach den Grundsätzen der Verhältniswahl eingeführt. Bedingt durch die Oberhoheit der Besatzermächte konnte sie allerdings erst am 3. Dezember 1920 offiziell ausgeführt werden. Gewählt werden konnten alle Frauen und Männer, die im Besitz der deutschen Reichsangehörigkeit und der bürgerlichen Ehrenrechte waren. Die Aufgaben der Provinzialverbände blieben grundsätzlich unverändert.
Aufgrund der Reichstagswahlen wurde der Rheinische Provinziallandtag 1933 neu gebildet. Er wurde vollständig von den Nationalsozialisten dominiert. Unter ihrer Herrschaft wurden am 15.12.1933 per Gesetz die Befugnisse des Oberpräsidenten erweitert und die Provinziallandtage, -ausschüsse und -kommissionen aufgelöst.
Damit endeten auch die Verhandlungen des Rheinischen Provinziallandtags. Die Haushaltspläne dagegen wurden unter Aufsicht eines nationalsozialistisch geprägten Oberpräsidenten noch bis zum Jahr 1944 weitergeführt.
Neben den digitalisierten Werken bieten wir Ihnen einen Sucheinstieg über die Mitgliederliste der Rheinischen Provinziallandtage von 1841 bis 1932 an mit Angaben zu Beruf, Wahlbezirk(en), Wohnort, Redebeiträgen und ggf. Stand und Parteizugehörigkeit.
Liste der Mitglieder der Rheinischen Provinziallandtage von 1841 bis 1932
Quellen
- Rheinprovinz / Provinzial-Landtag: Verhandlungen des ... Rheinischen Provinzial-Landtages
- Rheinprovinz / Provinzial-Landtag: Stenographischer Bericht über die Verhandlungen des ... Rheinischen Provinzial-Landtages
- Torunsky, Vera: Die Abgeordneten der Rheinischen Provinziallandtage und Landschaftsversammlungen : ein biographisches Handbuch, Bd. 1, Köln 1998
- Landschaftsverband Rheinland: Abgeordnete der Rheinischen Provinziallandtage 1888−1933 (nach Wohnorten) unter www.afz.lvr.de/media/archive_im_rheinland/archiv_des_lvr/Abgeordnetenliste.pdf